DJV distanziert sich von "Kriegswaffen". Schweigen ist Gold.

Der Deutsche Jagdschutzverband kommuniziert verstärkt mit Medien und Öffentlichkeit - so weit so gut. Dass man auch zeitgemäße Kommunikationskanäle einsetzt wie Facebook und Twitter und sich mit kritischen Medien wie der bekannten und "beliebten" Sendung Report auseinandersetzt - auch gut. Dass man sich aber von Waffengegnern eine Agenda aufzwingen läßt (sprechen wir über "kriegsähnliche Anscheinswaffen") und damit zur Spaltung der Legalwaffenbesitzer beiträgt - ganz schlecht.
Es dürfte bekannt sein, dass in den Bemühen, den privaten Legalwaffenbesitz weiter einzuschränken, gegenwärtig eine Initiative existiert, sogenannte angeblich wie Kriegswaffen aussehende Selbstladebüchsen zu kriminalisieren, da von diesen angeblich ein besonders Bedrohungs- und/oder Gefahrenpotenzial ausgeht. Zwar sind weder für eine besondere Bedrohungs-, noch Gefahrensituation in Deutschland Beispiele zu finden und auch nur theoretisch dürfte es schwierig sein, von Farbe und außerer Erscheinung her eine Unterscheidung in Bezug auf die Gefährlichkeit zu treffen, aber Fakten haben bisher in den seltensten Fällen dazu beigetragen, das deutsche Waffenrecht weiter zu entwickeln.
Ob eine von einem geübten Schützen geführte Unterhebelrepetierbüchse weniger gefährlich ist als eine "böse" schwarze "Black Rifle" wie die MR 223 oder eine Browning Selbstladebüchse mit Gravur, schönem Holzschaft und Wechselmagazin - das ist eine mehr als unsinnige und wohl auch nicht final zu beantwortende Frage. Um die geht es auch gar nicht.
Es geht darum, dass Teile der Politik und der Medien den deutschen Bürgern - auch den unbescholtenen und mehrfach polizeilich überprüften - grundsätzlich mißtrauen und versuchen ihnen alle Möglichkeiten vorzuenthalten, die sich auch nur annähernd als gefährlich erweisen könnten und zugleich gesellschaftlich geächtet sind (z.B. bestimmte Messer und Schußwaffen ja - Autos oder Düngemittel und andere Chemikalien nein). Das sagt nichts über die gesetzeskonformen Bürger aus, sehr viel aber über die Phantasien, Ängste und möglicherweise Wünsche derer, die die totale Kontrolle über den Bürger anzustreben scheinen. Man kann dieses Leitmotiv an vielen Stellen entdecken, die "besonders gefährliche" Gegenstände ächten, mit denen schlimme, paramilitärisch organisierte Banden Krimineller Unrecht begehen können, z.B. Schalldämpfer, klein zerlegbare Langwaffen, Vorderschaftrepetierflinten mit Pistolengriff, Nachtsehgeräte an Waffen etc. Kann man angesichts der irrealen Vorstellung der Nutzung dieser Dinge fast lachen? Könnte man, wenn nicht das Alltagsbild der Kriminalität in Deutschland so traurig wäre, wie es ist und dieser Fokus auf legalen Waffenbesitz auch noch die Aufmerksamkeit von realen Problemen auf irreale zu verlagern droht.
Insofern ist der "Kampf" gegen kriegsähnliche Anscheinswaffen ohne echten Anlaß, darüber hinaus kriminalistisch irrelevant und rein weltanschaulich motiviert. Wenn Deutschland Kriminalitätsprobleme hat, - und die hat es in der Tat - dann sind es nicht Freischärlergruppen schwer halbautomatisch bewaffneter Jäger oder Sportschützen oder ebensolche irren Einzeltäter. Solche gibt es nicht und hat es auch seit 1945 nicht gegeben - was sehr wenig über Gesetze, aber sehr viel über die Rechtstreue dieser Bürger sagt.
Es gibt demnach auch gar keinen Grund, für den Deutschen Jagdschutzverband zu diesem Thema eine wie auch immer geartete Position zu beziehen. Der Volksmund sagt sinngemäß: Jede Form der Medienbeachtung und -äußerung ist letztlich positiv. Jemand der sich professionell mit Kommunikation befaßt - und erst recht jemand, der dies in einem komplexen Umfeld tut - sagt jedoch: 1) Wir äußern uns, wenn wir uns äußern wollen und nicht bloß, weil jemand fragt (oder: Nur, weil man uns ein Stöckchen hinhält, springen wir nicht darüber.) und 2) Wir äußern uns nicht zu Zeitpunkten und zu Themenfeldern, auf denen wir nichts gewinnen können (oder: What's in for us?).
Insofern ist in manchen Fällen Reden Silber, Schweigen jedoch Gold. Das sagt übrigens auch der Volksmund.
Der DJV meinte hingegen er habe sich erst kürzlich auf eine Anfrage von Report Mainz (ARD) vom Einsatz kriegsähnlicher Anscheinswaffen für die Jagd distanziert. Ganz speziell sei es um ein Modell der Firma Heckler & Koch gegangen. "Zu Halbautomaten umgebaute Kriegswaffen, die derzeit in Krisengebieten von Milizen und Militär verwendet werden, haben nach Ansicht des DJV keinen Zusatznutzen für die Jagd. Darüber hinaus schaden diese Anscheinswaffen wegen ihres überdurchschnittlichen Drohpotenzials dem Image der Jagd."
Ach so, gut, dass wir darüber gesprochen haben (bzw. über das Stöckchen gesprungen sind). Ist irgendwem beim DJV aufgefallen, dass wir jetzt selbst einen Konnex von Jagd und Krieg geschaffen haben (das nennt man Attributierung)? Ist irgendwem aufgefallen, dass wir uns überhaupt mit dem angeblichen "Drohpotenzial" von Legalwaffen befassen (der gute alte Bockbüchsdrilling hat demnach nur durchschnittliches Drohpotenzial?)? Ist irgendwem aufgefallen, dass der DJV jetzt auch Stilkunde für den reifen Jäger gibt, welche Art Waffen der in seinem Revier wählen sollte? Inwieweit glaubt der DJV damit die Mehrheit und/oder Interessen seiner Mitglieder zu vertreten? "Nicht drüber nachgedacht" oder "Weiß nicht". Schlechte Antwort. Da gibt es nämlich noch so einen Lehrsatz in der Kommunikation: "Erst denken, dann reden". Wenn das aber passiert ist: Um so schlimmer. Dem legalen Waffenbesitz wurde nämlich mit einer solchen Wortspende ein Bärendienst erwiesen.
 
Verweise
Jagdliche Nutzung von Selbstladern
Tricks der Waffengegner: Die Salamitaktik